Tag 7 der Reise
Diesmal flogen wir mit Bolivian Airlines von Sao Paulo über Santa Cruz nach La Paz. Die Fluggesellschaft gibt es seit sechs Jahren und ist die nationale Airline von Bolivien. Der Flug nach Santa Cruz dauerte etwa drei Stunden und war mit einer B737, die Innen noch komplett mit „Air NewZealand“ beschriftet war. EIn Boardmagazin gab es nicht, dafür ein Buch über die Geschichte Boliviens. Nach einem kurzen Aufenthalt in Santa Cruz, ging es weiter zu unserem eigentlichen Ziel La Paz.
Der zweite Flug war mit einer noch älteren Machine, dauerte aber auch nur eine Stunde. Eins muss man BoA aber lassen: Sowohl Abflug als auch Anflug waren auf die Minute pünktlich.
In La Paz angekommen, wurde uns erst einmal auf dem Weg zum Kofferband schwummrig. Der FLughafen El ALto liegt auf gut 4000m Höhe und die Sauerstoffknappheit merkten wir sofort. Leichter Schwindel und ein Gefühl als würde man auf Watte gehen.
Am Ausgang wurde einem auch direkt Sauerstoff zum Verkauf angeboten. Wir lehnten aber dankend ab und nahmen ein Taxi (70 Bolivianos) zu unserem Hotel Sagarnaga. Schon kurz nach der Abfahrt bekamen wir einen Eindruck vom chaotischen Verkehr Boliviens.
Nachdem wir eingecheckt hatten sind wir noch kurz auf die andere Straßenseite in ein kubanisches Restaurant um zu Abend zu essen. Neben dem Essen waren auch die Mojitos sehr lecker. Dann wurde es aber auch Zeit langsam mal Schlafen zu gehen. Morgen wollen wir die Stadt erkunden.
Tag 8
Nun also unser erster Tag in La Paz, dem höchsten Regierungssitz der Welt. Unser Hotel Saganaga liegt in der gleichnamigen Straße ziemlich zentral. Zur berühmten St.Franziskus Kirche sind es nur ein paar Meter die Straße runter. Genau diese war auch unser erstes Ziel. Schon von Außen ist die Fassade beeindruckend schön. Zahlreich verziert sind überall kleine Details zu sehen. Drinnen wird man von Opulenz schon fast erschlagen. Unglaublich wie diese Kirche verziert ist. Es war gerade Gottesdienst und so konnten wir dem Gesang lauschen. Unser Reiseführer empfahl auch einen Besuch des angrenzenden Museums (20B) da es wohl einige Informationen zur Geschichte zeigt. Aber wie sich dann herausstellte, ist der Besuch ein absolutes Muss! Denn neben der Geschichte des Klosters geht man über kleine enge Gänge auf die Dächer der Gebäude und hat einen fantastischen Ausblick auf die Umgebung.
Anschließend sind wir kreuz und quer durch die Straßen gezogen und haben uns von dem Geschäftigen treiben in den Bann ziehen lassen. Tausende kleine Geschäfte bieten Allerlei, vom Touristennepp bis zu schöner Handwerkskunst.
Geradezu berühmt ist der Hexenmarkt. Hier bekommt man Glücksbringer, Voodoomaterial, Kräuter, getrocknete Lamas, Essenzen und was man sonst noch alles so braucht um zu (über)leben. Natürlich muss man überall gut verhandeln um ordentliche Preise zu bekommen.
Ein weiteres Ziel war das kleine Coca Museum, dass auch direkt in der Nähe vom Hotel in einem Innenhof liegt. Es ist winzig, aber man erfährt wirklich alles rund um die Coca Pflanze und deren Nutzung. Sehr nett ist auch das kleine Cafe, in dem man beispielsweise Coca-Hot-Chocolate bekommt.
Bis zum Abend sind wir weiter durch die kleinen Gassen gestreunt, haben diverse Leckereien von den Straßenständen probiert und auch einiges an Mitbringseln eingekauft. Nebenbei haben wir Ausflüge bei Incalandtours für die nächsten Tage gebucht. Morgen geht es zum Unesco Weltkulturerbe Tiwanaku und Tags drauf auf den Chacaltaya und in das Mondtal.
Zum Abschluss des Tages waren wir im Restaurant Luna. Es sah von außen nett aus und wir wollten Lama probieren. Tja, leider stellte sich erst später heraus, dass es kein Lama mehr gibt. Das bestellte Essen war dann auch noch kalt und der Service nicht wirklich gut. Empfehlen kann ich das Restaurant nun wirklich nicht, da es auch noch teuer ist.
Tag 9
Nachdem wir tags zuvor die Stadt erkundet hatten ging es heute auf den ersten Tagesausflug. Ziel war die Unesco Welterbestätte Tiwanaku. Der Ort liegt etwa 70 km westlich von La Paz und wir fuhren mit einer Gruppe von 12 Leuten in einem kleinen Bus über die holprigen Straßen. Immerhin kamen wir schon nach etwa 90 Minuten dort an. Die Sonne wärmte schon etwas den frühen Morgen auf knapp 4000m auf, aber der erste Programmpunkt war der Besuch des Keramikmuseums. Es wirkte dort alles etwas provisorisch und alles andere als professionell. Dennoch war es interessant die Jahrtausend alte Werke zu sehen.
Direkt nebenan lag das lithurgische Museum, dass einige sehr schöne Stücke an Steinfiguren beherbergt. Dieses Museum ist deutlich schöner, aber ebenso eiskalt innen wie das andere.
Nach den Museen ging es über die Straße zu den eigentlichen Ausgrabungen. Zu sehen sind hier Reste einer Pyramide, von Häusern und Tempeln. Glanzstück ist sicherlich das Sonnentor, das noch recht gut erhalten ist.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt das die Tour etwas chaotisch organisiert war? Nun zunächst wurden wir morgens alle von den Hotels abgeholt. Das funktionierte noch sehr gut. Allerdings hatten natürlich alle über verschiedene Vermittler gebucht, somit hatte auch jeder andere Bestandteile inklusive. Bei uns waren zum Beispiel die Eintrittstickets inklusive, aber kein Mittagessen. Dies war übrigens das nächste Ziel. So saßen wir dann in der Pampa draussen vor dem Lokal herum und mussten irgendwie die Zeit totschlagen. Bei anderen war übrigens auch nur die Fahrt bezahlt und nichts weiteres.
Nachdem die anderen endlich fertig mit Essen waren, ging es noch zu einer weiteren, kleineren Pyramide, der „Puma Pukla“. Hier sind nur noch einige Überreste der einstigen Hochkultur zu sehen. Leider sind wir nicht auf die ganz große Pyramide gelaufen, sondern nur drumherum.
Anschließend ging es wieder zurück durch das die tolle Landschaft des Altiplano, mit Aussicht auf die Schneebedeckten Berge in der Ferne. Um von dort nach La Paz zu kommen, muss man durch El Alto durchfahren. Früher gehörten die beiden Städte zusammen, aber heute ist El Alto Selbstständig und doppelt so groß wie La Paz. Die Stadt liegt auf gut 4100m, ist eher arm und sehr vermüllt. Hundebanden laufen durch die Straßen und besonders nachts ist es hier nicht sicher. Also lieber schnell wieder zurück nach La Paz. Zum Glück kamen wir recht früh zurück und hatten noch genug Zeit um etwas zu unternehmen. Vor nicht allzulanger Zeit wurde in der Stadt damit begonnen ein öffentliches Verkehrssystem mittels Gondeln aufzubauen. Bisher gibt es eine grüne und gelbe Linie im Süden, sowie die rote Linie die den alten Bahnhof von La Paz mit El Alto verbindet. Genau zu dieser wollten wir um eine schöne Aussicht auf
die Stadt im Tal zu bekommen. Eine Fahrt dauert etwa 10 Minuten und kostet gerade einmal 3 Bolivianos. Für uns war es eines der Highlights von La Paz. Nicht nur das es günstig ist, man hat auch eine unglaubliche Aussicht. Unter einem der Trubel der Stadt, in der Ferne das Panorama und in der Gondel eine entspannte Ruhe. Noch ein Tipp:
An der Bergstation angekommen am Ausgang direkt nach zweimal nach rechts am Gebäude vorbei gehen. Dann kommt man an einen Zaun, der direkt am Hang endet. Von hier kann man sehr schöne Fotos ohne Behinderung von Fenstern machen.
Die Talfahrt ist natürlich ebenso schön. Bis 22:30 fährt die Bahn aktuell, also kann man auch gut das Lichtermeer abends genießen. Von dort sind wir mal wieder durch die Straßen gespickt mit kleinen Ständen gelaufen und haben allerlei unbekanntes probiert. La Paz ist durch eine Art Autobahn oder Schnelstraße in der Mitte geteilt. Bisher waren wir noch nicht auf der anderen Seite, aber da es noch früh war, sind wir auch mal dorthin gelaufen. Natürlich ging es auch dort wieder steil bergauf. Dieser Teil ist der älteste der Stadt. Es gibt hier schöne historische Häuser, einige bekannte Museen und das Regierungsviertel. Zunächst hatten wir eine sehr schöne Kirche besucht. Wir dachten erst sie wäre geschlossen, da das Mauerwerk schon sehr brüchig aussah, aber drinnen fand ein Gottesdienst statt. Dann standen wir plötzlich vor einer Polizeiabsperrung. Dicker Natodraht und viele schwer bewaffnete Polizisten hatten die Wege in Richtung Präsidentenpalast abgeriegelt. Wie wir erfahren haben, war wohl eine Delegation aus Potosi zu Gast und es wurden Demonstrationen befürchtet. Die Beamten waren aber alle sehr freundlich und wir durften durchgehen. Dahinter war es deutlich anders als in den Straßen drumherum. Alles sehr gepflegt und ordentlich, schon fast europäisch. An dem zentralen Platz lag auch die Kathedrale Santo Domingo. Natürlich haben wir uns auch diese prachtvolle Kirche angeschaut.
Anschließend ging es wieder durch die Absperrungen und ein paar Straßen weiter zum Rathaus, vor dem eine riesige künstliche Fackel steht. Inzwischen war es doch schon recht spät geworden und wir hatten Hunger bekommen. Schräg gegenüber von unserem Hotel gab es das mexikanische Restaurant „???“ Es ist sehr klein und man sitzt in einer Art Wohnzimmer, das sehr morbid dekoriert ist. Das Essen war aber lecker und es gab Coca Mojitos zu trinken. Ein Restaurant das man wirklich empehlen kann.
Tag 10
Nachdem es gestern schon ein Stückchen höher ging, sollte der heutige Ausflug der absolute Höhepunkt der Reise werden. Ich hatte mich schon sehr auf das Abenteuer Chakaltaya gefreut. Ein Berg der über 5400m hoch ist und nur etwa 16km von der Stadt entfernt ist. Eine Besonderheit war, dass es hier das höchste Skigebiet der Welt gab. Es war allerdings nur ein Lift und inzwischen ist der Gletscher geschmolzen und der Betrieb eingestellt.
Nun wir wurden von einem sehr dürren, hektischen Männchen abgeholt, der uns erst einmal die Straße rauf mitnahm. Er sprach neben Spanisch auch Englisch und sogar Deutsch. Oben angekommen suchte er allerdings den Bus. Ein guter Start. Die nächste Stunde fuhren wir dann kreuz und quer durch La Paz um Leute einzusammeln, ehe wir irgendwann parkten und er verschwand.
Nochmal eine halbe Stunde später kam er tatsächlich zurück und wir mussten in einen anderen Bus umsteigen. Aber dann ging es endlich los.
Über Straßen, die nicht einmal als solche erkennbar waren, ging es an steilen Abgründen langsam dem Gipfel sehr holprig entgegen. Auf 4800m gab es einen kurzen Fotostopp. Man hatte eine super Aussicht auf den Huyana Potosi, den Chakaltaya, den Illimani und La Paz. Langsam merkte man aber auch schon die dünner werdende Luft und wir versuchten es mit Coca kaufen zu kompensieren.
Schließlich kamen wir, gut durchgeschüttelt, auf dem Parkplant in 5200m an. Es gab hier eine kleine Hütte, die einst von Österreichern errichtet wurde, mit Naturtoiletten. Natur insoweit, dass es zwar Toiletten waren, aber ohne Wasserabfluss. Also lieber schnell weiter in Richtung Gipfel. Moment! Wir waren schon auf über 5km Höhe angekommen, also war Schnelligkeit nicht möglich.
Immerhin lag vor uns ein Weg von über 600m Länge und 200m Höhenunterschied. So gingen wir ganz, ganz langsam den steinigen Weg bis zum Gipfel, immer begleitet von dem Panorama der Anden. In den Fingern kribbelte es, uns war schwindlig, aber wir hatten das Ziel oben anzukommen. Nach einer Stunde war es schließlich geschafft und wir waren auf 5421m angekommen. Was für ein Glücksgefühl!
Dazu diese Aussicht, aber da lasse ich lieber Bilder sprechen. Kalt war es übrigens nicht. eine leichte Jacke und ein Pulli reichten vollkommen aus. Handschuhe und extraklamotten verschwanden nach und nach im Rucksack.
Viele Fotos später mussten wir wieder den Abstieg antreten, denn unser Reiseleiter drängte darauf abzufahren. Also ging es wieder sehr gemächlich in Richtung Bus herunter.
Als wir wieder alle versammelt waren, tuckerten wir wieder über die Steine in Richtung La Paz. Für den Nachmittag stand noch ein Punkt auf dem Programm, das Valle de la Luna oder Mondtal. Es liegt im Süden von La Paz auf 3300m und zeigt bizarre Felsformationen, die an den Mond erinnern sollen. Zwei Rundwege füren durch die felsige Landschaft, die man sich auch unbedingt anschauen sollte. Nach einer Stunde fuhren wir wieder zurück und wurden vor der St Franziskus Kirche herausgelassen. Nun merkten wir doch die Strapazen der letzten Stunden und die Höhenluft. Der Kopf schmerzte stark und es war erst einmal ausruhen angesagt. Da in unserem Hotel auch ein kleines Restaurant war, das Cafe Mundo, und es gute Kritiken hatte, wollten wir dort zu Abend essen. Einen Platz hatten wir auch bekommen, allerdings kam kurz nach uns eine sehr große Gruppe an und von da an war der Service Chaos pur. Ich hatte einen Lamaburger, der auch wirklich gut schmeckte, aber es dauerte unglaublich lange bis wir unser Essen bekamen. Zum Tagesabschluss stand nur noch das Kofferpacken an, da wir morgen schon sehr früh zum Flughafen müssen.
Tag 11
Der Tag begann super: Das Wasser war ausgefallen, da eine Leitung in der Straße geborsten war. EIgentlich muss ich sagen, dass nur das kalte Wasser nicht mehr ging. Somit war es aber nicht möglich die Toilette zu benutzen. Was solls, schnell anziehen und ab ins Taxi. Der Fahrer schlief bereits vor dem Hotel und so konnten wir direkt losfahren. Bis zum Flughafen in El Alto ist es nicht weit und wir waren somit mehr als pünktlich am Check in, der wie schon in Sao Paulo sehr lang dauerte. Bolivian Airlines ist da nicht sonderlich effektiv. Es steht zwar noch auf den meisten Webseiten, aber eine Abfluggebühr oder Steuer muss nicht mehr gezahlt werden. Die ist bereits im Ticket inklusive.
Nachdem ich die Fluglinie das letzte mal so gerühmt hatte für ihre Pünktlichkeit, war es diesmal genau das Gegenteil. Deutlich später hoben wir erst für den kurzen Flug nach Santa Cruz ab. Nach dem Start wurden wir dann allerdings überrascht. Ich sah aus meinem Fenster rechts den höchsten Berg in der Umgebung. Aber anstatt nach links abzudrehen, machte der Pilot eine rechtskurve und Flug nun direkt auf den Illimani zu. Wir waren auch noch deutlich tiefer, als sein Gipfel auf 6500m. Kurz vorher drehte er dann aber nach links ab und flog extrem nah an dem Berg vorbei. Es kam dann eine Durchsage, dass wir doch so eine ganz tolle Aussicht hätten. Nunja, eine Vorwarnung wäre nett gewesen, aber wie ich später gelesen habe, fliegen die wohl öfters diese nahe Route.
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